Es muss im Februar gewesen sein. Da ging in meiner damaligen Kirchengemeinde die Nachricht herum: Pfarrer M. ist tot, im Straßenverkehr verunglückt! Was für ein Schock. Im Jahr zuvor hatte er geheiratet, er war Mitte Dreißig. Eigenartig war, dass er am Totensonntag noch eine Predigt gehalten hatte, die viele sehr berührt hatte. Er predigte anders als üblich. Insbesondere ein Satz elektrisierte viele: „Was ist Sterben anderes, als dass ich von der einen Hand Gottes in die andere gehe?“ Warum nur hatte er diesen persönlichen Ton angeschlagen? Im Nachhinein wirkte es wie sein Schlusswort, wie sein Vermächtnis!
Noch etwas Denkwürdiges geschah im Zusammenhang mit diesem Todesfall. Ich sang damals im Kirchenchor und erinnere mich an die Aufführung des „Messias“ von Georg Friedrich Händel, wenige Wochen nach dem Tod des Pfarrers. „Denn wie in Adam alles stirbt“, sang der Chor – verhalten, ernst und langsam. In der Kirche war es völlig still und die Spannung stieg: - „also lebt in Christus alles wieder auf!“ Es war, als hätte man den Chor losgelassen und alle liefen hinaus ins Freie. Nicht wir sangen, sondern die Musik war da und riss uns mit. Da entlud sich eine Spannung, eine Bedrückung löste sich. Das war Ostern.
Pfarrer Dr. Sebastian Degkwitz