Annet ist in Uganda auf dem Land aufgewachsen. Sie erzählt gerne davon, wie sie als Kind dort Weihnachten erlebt hat.
Uganda ist ein mehrheitlich christliches Land, mit einer muslimischen Minderheit. Eine etwas größere Hälfte der Christen ist römisch-katholisch, die andere evangelisch. Alle leben freundlich und friedlich miteinander.
Zur Vorbereitung auf Weihnachten wird den Gläubigen empfohlen, 4 Wochen zu fasten. Auch das Freitagsfleischverbot wird sehr ernst genommen. Einige Tage vor Weihnachten wird das Haus außen und innen geputzt, das Gras gemäht, die Hecke gestutzt. Wäsche wird gewaschen, gebügelt. Tisch und Stühle werden mit weißen, selbst gefertigten Tüchern bedeckt. Alles muss an Weihnachten sauber und ordentlich aussehen.
Die Kirche liegt außerhalb des Dorfes und ist für etwa 7 Dörfer zuständig. Daher sind die Wege zur Kirche weit und es ist verständlich, dass man nicht zu einer Mitternachtsmette in der Kirche zusammenkommt. Stattdessen kommt der Chor am 24. Dezember zu den einzelnen Häusern, um Weihnachtslieder zu singen. Dafür gibt es Geschenke und Geld. Weil die Wege so weit sind, macht sich der Chor schon um 10 Uhr vormittags auf den Weg. Die Häuser sind mit Bananen und Blumen geschmückt. Es gibt auch Weihnachtsbäume – kleine Laubbäumchen, verziert mit weißen Wattekugeln
aus Baumwolle.
Das Weihnachtsmahl am 25. Dezember ist üppig: alles, was Küche, Garten, Feld und Hof hergeben. Auch wenn das Jahr über Lebensmittelknappheit herrscht, werden besondere Lebensmittel beiseitegelegt und für Weihnachten reserviert, z.B. Hirse. Nach Möglichkeit wird eine Ziege, ein Huhn, sogar eine Kuh geschlachtet. Die Frauen fangen am 25. Dezember schon morgens um 5 Uhr mit dem Kochen und Braten an. Gekocht wird auf dem offenen Feuer. Was vom Rind, der Ziege zu viel ist für die Weihnachtstage, wird über dem Feuer geräuchert. Traditionelle Getränke wurden am Tag zuvor zubereitet, z.B. aus fermentiertem Hirsebrei. Bananen hängt man über das Feuer, damit sie reifen und zu Saft verarbeitet werden können, der dann wiederum zu lokalem Bier vergoren wird. Als Süßigkeiten gibt es kein Zuckerzeug, sondern die kleinen Süßbananen – ein Grund, warum die Ugander im Allgemeinen gute Zähne haben.Man beschenkt sich gegenseitig, allerdings nur mit Kleidung, also nützlichen Dingen, die man sowieso braucht.
Am 28. Dezember werden Früchte des Feldes und des Gartens zur Kirche gebracht, wo sie anschließend versteigert werden. Der Erlös kommt der Kirche zugute. Weihnachten ist ein ganz großes Familienfest. Wer beruflich, zu Schule oder Studium in der Stadt lebt, macht sich für Weihnachten auf den Weg zur Familie. Die Städte wirken dann wie ausgestorben, die Straßen aufs Land dagegen voller Staus. Die Familien bleiben etwa eine Woche zusammen, dann bewegt sich die Staukolonne
wieder in umgekehrter Richtung in die Stadt.
Weihnachten und Neujahr werden so groß gefeiert, dass manche Familien danach in finanziellen Schwierigkeiten stecken, manchmal so sehr, dass sie ihre Kinder kaum noch in die Schule schicken können.
Anna Kübel