Vor Anfang aller Zeit herrschte das Chaos. Alles war in allem, und damit konnte nichts entstehen: Keine Welt und kein Leben. Tohuwabohu.
Im Anfang von allem aber sprach Gott: Es werde Licht. Und es ward Licht. Gott trennte das Licht von der Dunkelheit, um das Chaos zu bändigen. Das ist der grundlegende Schöpfungsakt, darauf baut Gottes gute Schöpfung auf. Eindrucksvoll hat Joseph Haydn dies in seiner Schöpfung vertont: Wo erst die Töne ins Leere laufen, da zündet ein allererster Funken – und ins Chaos hinein explodiert ein riesiger Klangraum. In einem Moment ist dann alles da: der ganze Kosmos. Eine Ordnung, die lebensfreundlich ist.
Gottes Schöpfen ist nicht abgeschlossen. Gott schafft im Verborgenen immer weiter. Die theologische Sprache nennt das den Glauben an die creatio continua: Das heißt, Gott schöpft immer neu an gegen das lebensfeindliche Chaos – auch jetzt. Und wir, denen er seine Schöpfung anvertraut hat, sind seine Mitarbeiter. Im Privaten wie als Gesellschaften insgesamt stemmen wir Christen uns gegen die Chaoskräfte in der Welt.
Dieses Chaos nimmt verschiedene Gestalt an, aber wir erkennen es, wenn wir es sehen: Dort wo durch unser Zutun oder unser Unterlassen Landstriche unwiederbringlich veröden, zerstören wir Ordnungen des Lebens. Dort, wo Menschen entwurzelt werden, wo ganze Gesellschaftsordnungen zerfallen und Barbarei Einzug hält, dort gibt es Teilsiege des Chaos über die Schöpfung.
Gegen das Chaos hilft von unserer Seite nur eines. Das eigene Licht leuchten lassen und der Welt Kontur verleihen, damit Chaos nicht um sich greift. Christus hat uns aufgegeben, dass wir unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Sondern wir sollen es leuchten lassen in der Welt und sie so erhellen. Das heißt für mich, nicht müde zu werden, mich mit dem politischen Weltgeschehen zu befassen und gesellschaftlich mitzumischen in dem begrenzten Maße, wie ich es kann.
Was denken Sie? Wie lassen Sie Ihr Licht für die Welt leuchten? Ich wünsche Ihnen eine lichte und gesegnete Adventszeit.
Vikar Yannick Schlote