Oksana lebt seit 2022 in Putzbrunn und schreibt selbst, wie in der Ukraine Weihnachten gefeiert wird.
Weihnachten in der Ukraine ist eines der wichtigsten christlichen Feste, das im Dezember und Januar mit farbenfrohen Kostümen, Gruppengesängen und zahlreichen Familientraditionen gefeiert wird. Der Heilige Abend wird je nach kirchlicher Zuständigkeit am 24. Dezember (nach dem gregorianischen Kalender) und am 6. Januar (nach dem julianischen Kalender) gefeiert. Seit Beginn 2023 wird Weihnachten am 25. Dezember offiziell festlich begangen.
Am 24. Dezember (6. Januar) wird der Heilige Abend im Kreis der Familie gefeiert. Seit jeher war es in der Weihnachtszeit wichtig, bestimmte Rituale durchzuführen, um eine gute Ernte und den Wohlstand für das Haus zu sichern. Auf dem Tisch sollen 12 magere Gerichte stehen, die Zahl 12 ist mit der Anzahl der Jahresmonate oder Anzahl der Apostel verbunden.
Wenn der erste Stern am Himmel erscheint, setzt sich die Familie an den Tisch. Das Hauptgericht, das an Heiligabend serviert wird, ist Kutja. Es ist ein Brei aus gekochtem Weizen mit Mohn, Nüssen, Honig, Rosinen und anderen Trockenfrüchten. Die Familie betet zusammen, isst Kutja und andere Gerichte. Zu den Heiligabendgerichten gehören zum Beispiel Varenyky - Teigtaschen in Form einer Mondsichel mit Kartoffel - oder Weisskohl Füllung, eine Pilzsuppe, magere Kohlrouladen, gebratener oder gebackener Fisch. Die Anzahl der Gerichte kann variieren je nach der Region und Wohlstand der Familie. Die herrliche gesegnete Atmosphäre herrscht in jedem Haushalt, voll Hoffnung, Freude und Besinnlichkeit.
Im Haus wurde der Diduch aufgestellt. Diduch ist eine Garbe aus Roggen- oder Weizenähren. Das ist das uralte Symbol von Wohlstand und der Talisman der Familie, er wird am heiligsten Ort im Haus platziert, an dem auch die Ikonen aufgestellt werden.
Seit vorchristlicher Zeit gehört die Koljada (Weihnachtslied) zu den Weichnachtfeierlichkeiten und ist bis heute ungebrochen. Die schön ist es, wenn die Familien mit den Kindern die alten Traditionen bewahren und pflegen. Die Kinder gehen von Haus zu Haus, singen Weihnachtslieder, gratulieren Nachbarn und Verwandten zu Weihnachten, preisen die Gastgeber mit Koljadky und bekommen als Belohnung Pralinen, Süßigkeiten und Kleingeld. An den ersten Weihnachtstagen werden sogar Weihnachtstheaterstücke - Wertep (Krippenspiel) aufgeführt.
Eine Gruppe von Koljadnyky trägt einen Stern auf einem Stock, verziert mit verschiedenfarbigen Bändern und Glocken. Heutzutage werden auf die Sterne Darstellungen der Geburt Christi gemalt. Je mehr Koljadnyky das Haus besuchen, desto besser, gesegneter und erfolgreicher wird das folgenge Jahr. Am Morgen 25. Dezember (7. Januar) begrüßen sich die Menschen mit dem Spruch “Christus ist geboren” und antworten “Lass uns ihn verherrlichen!”, dann gehen die meisten Familien zu einer Kirchmesse. Am ersten Festtag besuchen immer die Kinder ihre Eltern, alle sitzen zusammen an einem Festtisch, unterhalten sich, essen und singen Koljadky.
Die Ukrainer schätzen ihre Traditionen, beleben diejenigen, die in Vergessenheit geraten und lieben ihr Land und ihre Kultur.